WURST MIT WEIN, WEIHNACHTEN, WILD UND GEMÜSE
Nikolaus Heidelbach hat seine ganz eigene, genial-hintergründige, liebevoll-irritierende Sicht auf die Welt – das volle Spektrum ironischer Betrachtungsweise zeigt sich in seinen satirischen Illustrationen aus den Büchern „Wurst“, „Wein“, „Weihnachten“, „Wild“ und „Gemüse“. Sie bildeten den Schwerpunkt der gezeigten Wechselausstellung im Caricatura Museum Frankfurt. Mit seinen Zeichnungen präsentiert sich Nikolaus Heidelbach als Künstler, der der rassigen Chorizo mit ebenso liebevoller Hingabe auf die Pelle rückt wie der sanft geschwungenen Blutwurst. Mit feiner Ironie und fast schon voyeuristisch schaut er dem Weihnachtsmann unter den Mantel und fängt die wahre Bedeutung des Fests auf seinen Bildern ein. Als Musketier des guten Geschmacks verbindet Heidelbach seine auf den ersten Blick lieblich anmutenden Illustrationen mit Witz, Ironie und Hintersinn zu einem erlesenen Bouquet, das Connaisseurs die Weinflausen aus dem Kopf vertreibt und dem Begriff „Schnapsnase“ eine völlig neue Bedeutung verleiht.
Heidelbachs satirische Zeichnungen leben von der kleinen Irritation – von dem detailreich umgesetzten Spiel mit dem wahren Wesen von Kulinarik und Lebensart. Während vordergründig Wurst, Wein, Weihnachten, Wild und Gemüse im Zentrum der Betrachtung stehen, geht er den Dingen auf den Grund. Dabei gibt es keine eindeutige Trennlinie zwischen den unterschiedlichen Themen: Ein Schaschlik „Noël“ ist ebenso weihnachtlich wie wurstig. Und was liegt näher, als die Fleischtomate am Fleischerhaken zu inszenieren? Heidelbach zieht den Betrachtenden in seine Bilder und lädt zu einer kulinarisch-satirischen Reise durch das Land des Genusses ein, die auch im Alltäglichen die Überraschung des Unbekannten parat hält.
Nikolaus Heidelbach wurde am 4. Dezember 1955 als Sohn des Malers Karl Heidelbach in Lahnstein geboren. Der Vater war zugleich Lehrer, Ansporn und Vorbild – und er vermittelte seinem Sohn die skurrile Sicht auf die Welt. Nikolaus Heidelbach studierte Germanistik, Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft in Berlin und Köln. Der berühmte und vielfach ausgezeichnete Illustrator und Buchautor lebt heute als freischaffender Künstler mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Köln. In den letzten 30 Jahren veröffentlichte Heidelbach zahlreiche Bücher, Texte, Illustrationen sowie Bilderbücher für Kinder und Erwachsene. Die von ihm ausgewählte und illustrierte Ausgabe der „Märchen der Brüder Grimm“ von 1995 ist ebenso gefeiert wie seine 2004 erschienene Ausgabe der Märchen von Hans Christian Andersen.
Sein späterer Mitautor Wiglaf Droste beschrieb Nikolaus Heidelbach in der taz mit den Worten „Das Wort Genie wird für gewöhnlich inflationär gebraucht – hier stimmt es einmal“. Seit 1982 erhielt der Zeichner Nikolaus Heidelbach eine Vielzahl von Ehrungen und Auszeichnungen, darunter im Jahr 2000 den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für sein Gesamtwerk.
Nikolaus Heidelbach schätzt die kreative Zusammenarbeit mit anderen Künstlern. Für die Buchprojekte kooperierte er mit dem kochenden Autor Wiglaf Droste und dem schreibenden Sterne-Koch Vincent Klink.
Wiglaf Droste, mehrere Jahrzehnte lang Redakteur und freier Autor bei der taz, war Dichter, Gelegenheitssänger und Vorleser. Er gab seit 1999 zusammen mit Vincent Klink die kulinarische Vierteljahresschrift „Häuptling Eigener Herd“ heraus. Wiglaf Droste verstarb 2019.
Vincent Klink kocht in seinem mit einem Michelin-Stern ausgezeichneten Restaurant Wielandshöhe, Stuttgart. Er ist als TV-Koch aus „ARD-Buffet“ und „Vincent Klinks Kochkunst“ bekannt. Neben „Häuptling Eigener Herd“ gab er unter anderem das kulinarische Jahrbuch „Rübe“ und „Cotta’s Kulinarischen Almanach“ heraus. 2009 erschien sein Buch „Sitting Küchenbull“.