Gerhard Haderer ist einer der bedeutendsten satirischen Künstler im deutschsprachigen Raum, der 25 Jahre lang mit seinen wöchentlichen Zeichnungen im stern-Magazin ein Millionenpublikum erreichte.
Seine zahlreichen Cartoons sind meistens provokativ, aber immer treffend. In ihnen entdeckt der Betrachtende eine Bandbreite an gesellschaftlichen oder politischen Themen: Religion, Migration, Klimawandel, soziale Ungerechtigkeit, Bürokratiewahnsinn, Sportskandale und vieles mehr. Kompromiss- und schonungslos entlarvt sein beißender Humor das Grauen hinter der scheinbaren Idylle.
Haderer zeichnet aus Notwehr gegen den Wahnsinn: „Es wäre schön, die Mächtigen mit dem Bleistift in Grund und Boden zeichnen zu können.“ Gerade in diesen Tagen der absoluten Krisen werden seine Werke wertvoller denn je und seine Rebellion auf dem Papier umso wichtiger. Das allgegenwärtige Credo: sich einmischen, aufmischen und bloßstellen.
Diskussionen um seine Werke sind indes keine Seltenheit. Zum Beispiel erhielt Haderer zusammen mit der Initiative „Courage – Mut zur Menschlichkeit“ im März 2021 internationale Aufmerksamkeit für die Plakataktion des „Herzlosen Kanzlers“: ein Protest gegen die Migrationspolitik der damaligen österreichischen Regierung unter Kanzler Sebastian Kurz. Dieser Cartoon zeigt besagten Politiker mit einem tiefen Loch an der sonst üblichen Stelle des Herzens. Der Bildtitel lautet: „Flüchtlingskinder auf Lesbos werden von Ratten angeknabbert? Ach was!“. Einen Monat lang zierte dieser Cartoon ein 230 Quadratmeter großes Plakat, das an einem der frequentiertesten Verkehrsknotenpunkte Wiens angebracht wurde.
Im Mittelpunkt der Ausstellung standen Haderers beeindruckende Ölgemälde: Sie sind Meisterwerke der fotorealistischen Perfektion und karikaturesken Überspitzung. Insbesondere seine Großformate mit jeweils 2,50 x 1,80 Metern stellen imposante Werke dar, die nochmals verdeutlichen, welch exzeptionelle Position Haderer auch im Bereich der Komischen Malerei einnimmt. Erweitert wurde die Werkschau durch eine breite Auswahl an satirischen Cartoons. Verschiedene Arbeitsskizzen sowie eine Medienstation, die den Entstehungsprozess ausgewählter Zeichnungen präsentierte, gaben zudem Einblicke in die Arbeitsweise Haderers.
Das Caricatura Museum Frankfurt bedankt sich für die Unterstützung der Ausstellung bei der Dr. Marschner Stiftung und der FAZIT-STIFTUNG.
Künstler Gerhard Haderer (*1951) arbeitete nach seinem Abschluss in Gebrauchs- und Werbegrafik bis 1984 als selbstständiger Grafiker, Zeichner und Illustrator. In Deutschland erlangte er vor allem Berühmtheit durch seine 25 jahrelange Zusammenarbeit mit dem Magazin stern. International heftige Reaktionen löste Haderer durch sein Buch „Das Leben des Jesus“ aus, woraufhin er 2005 in Griechenland wegen Beschimpfung einer Religionsgemeinschaft in Abwesenheit zu sechs Monaten Haft verurteilt wurde. Die Aufhebung des Urteils und ein Freispruch folgten wenig später. Haderer ist vielfach ausgezeichnet: Beispielsweise erhielt er bereits 2001 den Deutschen Karikaturenpreis sowie 2019 den Göttinger Elch. Er lebt und arbeitet in Linz.
Buchempfehlung HADERER - Jahrbuch Nr. 15
Scherz und Schund Fabrik, 2022, ISBN 978-3-90305573-5
In diesem Buch finden sich die besten Karikaturen des Künstlers aus 2022, die uns in windiger Zeit trotzdem zum Lachen bringen. Mit erstklassigen Zeichnungen von Gerhard Haderer zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Ereignissen sowie einer Auswahl der neuesten Bildgeschichten aus Haderers monatlichem Comic "MOFF." (Klappentext)