Sammlungsausstellung
1962 fand sich in Frankfurt am Main eine der produktivsten Künstlergruppen Deutschlands zusammen. Die als bildende Künstler, sowohl wie als Schriftsteller tätigen F. W. Bernstein, Robert Gernhardt, Chlodwig Poth, Hans Traxler, F. K. Waechter, Bernd Eilert, Eckhard Henscheid und Peter Knorr trugen und tragen seither in überragendem Maße zur Verbreitung eines neuen Begriffs von Komik und Satire bei. Mit der Gründung der Satirezeitschriften Pardon und Titanic machten sie Frankfurt zur „Hauptstadt der Satire“. Ihre Cartoons, Karikaturen und Bildergeschichten, ihre Gedichte, Erzählungen und Romane, ihre Filme, Theater- und Hörstücke gehören zum satirischen Hausschatz ganzer Generationen. Anfang der achtziger Jahre gab sich die Gruppe den Namen „Neue Frankfurter Schule“. Damit spielte sie in satirischer Respektlosigkeit auf die „Frankfurter Schule“ an, den Philosophen- und Sozialforscherkreis um die Häupter der „Kritischen Theorie“ Max Horkheimer und Theodor W. Adorno.
2007 kaufte die Stadt Frankfurt Werke der Zeichner der „Neuen Frankfurter Schule“ an und bildete damit den Grundstock der Sammlung des ein Jahr später eröffneten Caricatura Museums Frankfurt. Seitdem präsentierte das Museum im halbjährlichen Wechsel Bestände aus diesem Schatz. In der Zwischenzeit ist die Museumssammlung durch Schenkungen, Dauerleihgaben und weitere Ankäufe stetig gewachsen.
Gesammelt werden nun auch Werke von Künstlerinnen und Künstlern aus dem Umfeld der „Neuen Frankfurter Schule“ sowie weiteren Künstlerinnen und Künstlern, die bereits mit großen Sonderausstellungen im Caricatura Museum gewürdigt wurden. Diese Erweiterung spiegelt sich in der neukonzeptionierten Präsentation wider: Neben den Zeichnern der „Neuen Frankfurter Schule“ sind Franziska Becker, Greser&Lenz, Rudi Hurzlmeier, Ernst Kahl, Ralf König, Marie Marcks, G. Pasteur, POLO, Hilke Raddatz und Gerhard Seyfried mit Bildern vertreten. Die Auswahl der aktuellen Hängung orientiert sich an der Sonderausstellung „Bernd Pfarr. KNOCHENZART“. Auch hier werden Bilder von Tieren und Engeln gezeigt.
Die Sammlungsausstellung wird im halbjährlichen Turnus neugehängt, um die Besuchenden an der umfangreichen Sammlung des Caricatura Museums teilhaben zu lassen und die empfindlichen Objekte nicht zu lange dem Licht auszusetzen.
Die ersten satirischen Zeichnungen von Chlodwig Poth (1930-2004) entstanden 1944 in den Luftschutzkellern Berlins, nach dem Krieg studierte er Kunst in Berlin und begann mit der Veröffentlichung seiner Karikaturen. 1955 zog er nach Frankfurt am Main. Hier gründete er 1962 zusammen mit Hans Traxler und den Verlegern Bärmeier & Nikel die Monatszeitschrift Pardon, 1979 gehörte er zu den Gründern des endgültigen Satiremagazins Titanic. Zu seinen erfolgreichsten Werken gehört die Alternativmilieustudie „Mein progressiver Alltag“ und die Serie „Last Exit Sossenheim“. 1997 wurde er als erster mit dem Satirepreis „Göttinger Elch“ ausgezeichnet.
Die endgültige Teilung Deutschlands, das ist unser Auftrag.
F.W. Bernstein wurde am 4. März 1938 als Fritz Weigle in Göppingen/Baden-Württemberg geboren. Nach dem Studium an der Kunstakademie Stuttgart und der Hochschule der Bildenden Künste Berlin Tätigkeit im Schuldienst und an der Pädagogischen Hochschule in Göttingen. 1984 erhielt Fritz Weigle die erste Professur für Karikatur und Bildgeschichte in Deutschland an der Hochschule der Künste Berlin, die er bis zu seinem Ruhestand 1999 innehatte. Seit 1962 war er Mitarbeiter der Zeitschrift Pardon, nach 1979 gehörte er zum Redaktionsstab des Satiremagazins Titanic. Er hat zahlreiche Bücher mit Zeichnungen und Texten veröffentlicht und wurde mehrfach ausgezeichnet. F.W. Bernstein starb am 20. Dezember 2018 in Berlin.
Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche.
Zeichnen heißt das Schwarze im Auge auf einer weißen Fläche verteilen.
Ein Volk, das seine ´Caricatura´ nicht ernähren und am Leben erhalten kann, ist nicht wert, daß es existiert.
Alles, was man bei Regen beginnt, wird gut.