Ernst Kahl

VERGESSENE KATASTROPHEN

Man bezeichnet ihn zutreffend als „Feingeist der Hochkomik“, „Beherrscher der Abgründe“, „Universalgenie“, „Poet des Alltäglichen“ oder „Magier des Undenkbaren“: Ernst Kahl, ein echtes Multitalent, den das Caricatura Museum Frankfurt anlässlich seines 70. Geburtstages mit einer großen Einzelausstellung würdigte.

Ernst Kahl wurde am 11. Februar 1949 in Schleswig-Holstein geboren. Nach zwei abgebrochenen Lehren und einem Jahr Wanderschaft, erkannte man an der Hamburger Hochschule für Bildende Künste sein Talent und nahm ihn ohne Aufnahmeprüfung an. Nach einigen Semestern ohne Abschluss, leistete er seinen Zivildienst in einem Krankenhaus ab, wurde Hilfslehrer auf einer Hallig, lebte in Dänemark und betrieb einen Antiquitäten- und Kunsthandel in Ostholstein.

1980 kehrte Ernst Kahl nach Hamburg zurück und arbeitete als freischaffender Zeichner, Maler, Autor, Lyriker, Musiker, Drehbuchschreiber und Schauspieler. Mit Cartoon- und Dia-Schaus trat er in Kneipen auf, veröffentlichte seine Kolumnen, Cartoons und Bildergeschichten in PARDON, TITANIC, Konkret, Der Feinschmecker, Stern und anderen Magazinen. Es folgten Ausstellungen, Buchillustrationen und seit 1984 eigene Bücher. Er veröffentlichte Musik-CDs, schrieb Drehbücher für „Werner beinhart“, „Wir können auch anders“ und „Die drei Mädels von der Tankstelle“, drehte Kurzfilme und trat in einigen selbst als Schauspieler auf. Ernst Kahl, der in Kunst und Komik neue Maßstäbe setzte, wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Bundesfilmpreis, dem Göttinger Elch, dem Wilhelm-Busch-Preis und dem Sondermann-Preis für Komische Kunst.

Kahls stilistisch, technisch und thematisch vielseitiges Werk beinhaltet Malerei auf Leinwand und Holz, Aquarelle, Zeichnungen und Mischtechniken verschiedenster Art, bis hin zur lavierten Sepiafederzeichnung. Es finden sich zudem bearbeitete Fotos und Fotoromane, Objekte und Installationen, aber auch gezeichnete Drehbücher, Kurzfilme, Texte und Musik.

Frei von althergebrachten Grenzen und Sehgewohnheiten, adaptiert, zitiert und verfremdet er unterschiedlichste Motive, Kunstmittel, Bildformen- und gattungen der „Hochkunst“, vom prächtigen Tafelbild über Cartoons bis hin zur Bildergeschichte. Seine Werke brechen mit (Karikatur-)Konventionen: Kindliche Striche treffen auf drastische Themen, kunsthistorisch bedeutende Motive auf das Komische, Skurrile und Bizarre. Ob Menschen, Tiere, Zwischengeschlechtliches, Kulinarik oder Politisches: Auch thematisch ist das Werk des „frechen Erneueres“ Ernst Kahls breit aufgestellt.

Zu seinen bekanntesten Werken zählen das "Bestiarium Perversum", in dem er auf das gestörte Verhältnis des Stadtmenschen zu Tieren aufmerksam macht; Kahls "Tafelspitzen", komische Bilder kulinarischen Inhalts, die von 1992 bis 2010 in der Zeitschrift Der Feinschmecker veröffentlicht wurden, sowie seine seit 1980 regelmäßig in der TITANIC erscheinenden Beiträge.

Bereits 2013 wurde Ernst Kahl in der Gruppenausstellung „Sowa, Hurzlmeier, Kahl“ als Maler im Caricatura Museum Frankfurt präsentiert. Die Einzelausstellung umfasste auch sein zeichnerisches Werk, Video- und Audiostationen dokumentierten zudem das filmische und musikalische Schaffen.

Begleitend zur Ausstellung ist das Buch "Ernst Kahl – Vergessene Katastrophen" erschienen (Kunstmann Verlag, 25,- €).

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