Klaus Stuttmann: Statements

»Ginge morgen die Welt unter, ich würde übermorgen in der Zeitung nach dem Bild von ihm dazu suchen.«

– Axel Hacke

Klaus Stuttmann gilt als einer der renommiertesten tagespolitischen Karikaturisten, den wir in Deutschland zurzeit haben. Tagesaktuell veröffentlicht er seine visuellen Kommentare zum Weltgeschehen, gut erkennbar am markanten Stuttmann-Strich, hinter dem ein genaues Studium der Porträtierten steckt. Stuttmann fängt jedoch nicht nur ihre markanten Äußerlichkeiten ein, sondern auch ihr Wesen, ihre Eigenheiten. Dabei gilt immer der Grundsatz, der so wesentlich für die Karikatur ist: Binnen Sekunden muss sich den Betrachtenden erschließen, um wen und um welche Situation es sich handelt.

Erleichtert wird ihm die Arbeit durch seinen treuen Begleiter, dem Tablet, auf dem er seit über 20 Jahren ausschließlich zeichnet. Stuttmann versteht sich selbst aber nicht nur als Künstler, sondern ebenfalls als Journalist. Seine Karikaturen sind als kritische Statements zu sehen, oftmals auch als provokante Gegenentwürfe zum politischen Mainstream. Stuttmann deckt auf, stellt bloß, eckt an. Seine Kritik richtet sich gegen Personen, staatliche und religiöse Autoritäten sowie Gesellschaftsstrukturen, gegen antidemokratische Tendenzen jeglicher politischen Couleur.

Sein Kürzel KS lässt sich unter jedem Thema finden. Die kompliziertesten Sachverhalte seziert Stuttmann mithilfe seines historischen und politischen Wissens, seiner Beobachtungsgabe sowie Menschenkenntnis. Selbst bei vermeintlich erschöpften Themen schafft er es, ihnen immer wieder eine neue Wendung zu geben.

Schätzungsweise 10.000 – 15.000 Karikaturen hat Stuttmann laut eigener Aussage im Laufe seiner Karriere gezeichnet. Seit knapp zwei Jahrzehnten veröffentlicht er seine Arbeiten im Tagesspiegel und jährlich publiziert der Schaltzeit Verlag seine 200 besten Karikaturen für einen satirischen Jahresrückblick. Stuttmanns feine Striche und pointierte Wortwitze erfreuen sich deutschlandweit einer großen Beliebtheit und sind insbesondere aus dem tagespolitischen Geschehen nicht mehr wegzudenken.

In einer umfassenden Werkschau wurden in „Klaus Stuttmann: Statements“ die besten Karikaturen von 1990 bis 2022 präsentiert. Als seine erste Einzelausstellung im Caricatura Museum wurde somit Stuttmanns exzeptionelle Position im Bereich der Karikatur gewürdigt, einem bedeutenden Bestandteil der Komischen Kunst. Ergänzt wurden die Karikaturen durch eine Auswahl an Radierungen und Plastiken sowie durch „Making-Offs“, in denen man Strich für Strich die Entstehung seiner Zeichnungen bis hin zur Kolorierung verfolgen konnte. Einen besonderen Platz nahm eines seiner Hauptmotive ein: die Bundeskanzlerin a. D. Angela Merkel. Eine Figur, die ihm als Karikaturist besonders ans Herz gewachsen ist. Seit über 30 Jahren hat er ihren Werdegang beobachtet und ihre charakteristischen Züge studiert.

Klaus Stuttmann (*1949) entschied sich nach seinem Studienabschluss 1976 gegen eine weitere theoretische Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte und nutzte stattdessen seine autodidaktisch erlernten Fähigkeiten als freischaffender Karikaturist, Layouter, Illustrator sowie Plakatgestalter. Seit 1990 konzentriert sich Stuttmann komplett auf seine Arbeit als tagespolitischer Karikaturist und veröffentlicht regelmäßig in über 30 Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen. Zudem illustrierte er zahlreiche Publikationen. Für seine Werke wurde Stuttmann bereits mehrfach ausgezeichnet, zum Beispiel 2016 mit dem Deutschen Karikaturenpreis. Er lebt und arbeitet in Berlin.

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